In einem Seminar werden auf einer Flip-Chart Antworten notiert auf die Frage: Was ist nötig, um eine neue Gemeinde zu gründen? Da ist zu lesen: Mitarbeiter, ein motiviertes Team. Ein Leitertyp, mutig und strategisch. Eine klare Vision. Ziele und Werte. Finanzielle Ressourcen. Eine geeignete Location. Fitte Musiker. Kreative, innovative Konzepte der Evangelisation. Gebetsunterstützung. Ein gutes Coaching. Ein Blick für die Bedürfnisse der Menschen. Und dann schreibt ein Teilnehmer quer über das Blatt – nicht um die anderen Aussagen durchzustreichen, sondern quasi als Folie hinter allem – ein einziges großes Wort: Das Evangelium!
Das Evangelium ist eine Person!
Es ist das „Evangelium von der Herrlichkeit des Christus“ und von der „Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi“ (2. Kor. 4,4.6) „Ich tue euch das Evangelium kund … dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften; und dass er begraben wurde und dass er auferweckt worden ist am dritten Tag nach den Schriften.“ (1. Kor. 15,3-4) Gemeinde verkörpert eine Person: Jesus. Gemeindegründung bringt eine Person: Jesus. Keine Idee. Kein Glaubens-system. Keine Hilfsorganisation. Keine Filiale einer Denomination. Die Grundlage jeder Gemeindegründung ist gelegt: die Person und das Werk des Christus. „Einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Christus.“ (1. Kor. 3,11) „Weil Jesus Gemeinde gewollt hat, hat er sie ins Leben gerufen. Deshalb beginnt Gemeindegründung mit Jesus. Sie beginnt und findet ihre Bestimmung weder mit Menschen noch mit Methoden noch mit einer Zielsetzung, sondern allein mit Jesus.“
Das Evangelium ist eine Botschaft!
„Ich tue euch aber, Brüder, das Evangelium kund, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch steht, durch das ihr auch errettet werdet, wenn ihr festhaltet, mit welcher Rede ich es euch verkündigt habe.“ (1 Kor 15,1-2) Ohne Verkündigung des Evangeliums kann keine Gemeinde entstehen. Gemeindegründer sind Botschafter: Versöhnung mit Gott ist nötig! Und: Versöhnung mit Gott ist möglich! Deshalb „lasst euch versöhnen mit Gott!“ (2. Kor. 5,20) Paulus´ Lebensinhalt bestand darin, „das Evangelium der Gnade Gottes zu bezeugen.“ (Apg. 20,24) Die Erfahrung von Gnade in einer gnadenlosen Welt verändert Menschen und lässt Gemeinde entstehen. „Das Evangelium, … , ist sowohl die Botschaft als auch der Weg zu neuen Gemeinden.“
Das Evangelium ist das Evangelium für Nicht-Christen und Christen!
Der Nicht-Christ wird durch Gnade gerettet (Eph. 2,4-5), wenn er sich Jesus zuwendet. Der Christ empfängt „Gnade um Gnade“ und immer wieder Gnade (Joh. 1,16). Er lebt aus derselben Gnade, die ihn erlöst hat. So stehen wir in der Gemeindegründung auf einer Ebene mit denen, die noch keine Christen sind. Nicht besser. Nicht wertvoller. Die Wahrheit des Evangeliums für jeden Menschen ist: Du bist sündiger, als du je gedacht hast. Zugleich bist du geliebter, als du je erhofft hast. Jesus begegnet Menschen „voller Gnade und Wahrheit“ (Joh. 1,14; Joh. 8,2-11) Menschen werden durch die Güte Gottes „erobert“ (Rö. 2,4b) Wir brauchen das Evangelium der Gnade tief in uns selbst, um es anderen bringen zu können.
Das Evangelium ist eine Kraft!
DIE Kraft! Es ist die Botschaft, die auch heute „Herzen durchdringt“ (Apg. 2,37) „Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden“ (Rö. 1,16) Kraft, die Leben verändert. Kraft, die Fesseln sprengt. Kraft, die Grenzen überwindet. Kraft, die in „irdenen Gefäßen“ wohnt.
Kraft, die zu den Menschen drängt. Kraft, die unaufhaltsam ist. „Angespornt werdet ihr dabei von der Hoffnung auf das, was Gott im Himmel für euch bereit hält. Davon habt ihr ja von Anfang an gehört – seit damals, als die Botschaft der Wahrheit, das Evangelium, zu euch gekommen ist. Und genauso, wie diese Botschaft überall in der Welt Früchte trägt und sich immer weiter ausbreitet, genauso tut sie das auch bei euch seit dem Tag, an dem euch Gottes Gnade zum ersten Mal verkündet wurde und ihr erkannt habt, was diese Botschaft bedeutet.“ (Kol. 1,5-6) „Das Evangelium schafft eine neue Gemeinschaft. Die neue Gemeinschaft ist beides: sowohl das Ziel des Evangeliums als auch das Mittel zur Verbreitung des Evangeliums.“
Deshalb…
Deshalb brauchen wir für die Gemeindegründung mehr als „Lust auf was Neues“. Mehr als ein innovatives Konzept oder eine durchdachte Strategie. Mehr als zielgruppen-orientierte Veranstaltungsangebote. Wir brauchen diese biblisch-theologische Grundlage – das Evangelium – als DNA der Gemeindegründung. Deshalb haben wir als ersten der Kernwerte, die uns im Blick auf Gemeindegründung wichtig sind, formuliert: „Vom Evangelium durchdrungen. Das Evangelium ist die treibende Kraft für alles Sein und Tun. Das Gemeindegründungsteam lebt aus dem Evangelium und baut Gemeinde aus dem Evangelium.“ Das Evangelium muss immer wieder neu durchdacht werden. Und tief ins Herz gesenkt werden. Und dann unser Denken, Wollen, Fühlen, Reden und Handeln prägen. Dann haben auch alle Punkte, die auf der Flip-Chart aufgeschrieben wurden, ihre Bedeutung und ihre Berechtigung.
Christian Göttemann ist Leiter des Bereichs Gemeindegründung im ChristusForum Deutschland
Du interessierst dich für Gemeindegründung? Und suchst Gleichgesinnte? Dann klick auf die Netzwerkseite und vernetze dich mit anderen deutschlandweit!