Neun Thesen zu „Evangelium und Verkündigung“
1) Jede christliche Verkündigung ist im Kern Verkündigung des Evangeliums.
Jesus predigte das Evangelium (Mk 1,14; Mt 9,35 u.a.). Die Apostel taten es schon während seines Dienstes (Lk 9,6), sowie nach Pfingsten (Mk 13,10; 16,15; Apg 8,25; 14,7; Röm 15,20 u.a.). Der gleiche Auftrag gilt den Nachfolgern Jesu bis zum Ende dieser Zeit (Mt 24,14).
→ Was macht meine Verkündigung im Kern aus?
2) Die Verkündigung des Evangeliums ist dabei keine schematische Erklärung des Heilsplanes, sondern erfährt je nach Kontext unterschiedliche Betonungen.
Das Evangelium kann genannt werden „Evangelium vom Reich (Gottes)“ (Mt 4,23; Lk 4,43), „Evangelium von der Gnade Gottes“ (Apg 20,24), „Evangelium von Jesus und der Auferstehung“ (Apg 17,18), „Evangelium des Heils“ (Eph 1,13), „Evangelium des Friedens“ (Eph 6,15), oder auch „Evangelium von der Herrlichkeit des seligen Gottes“ (1Tim 1,11)
→ Wie bringe ich das Evangelium mit jedem beliebigen Thema in Verbindung, ohne dass es zu einem künstlichen Anhängsel wird?
3) Eng verknüpft mit der Verkündigung des Evangeliums ist der Aufruf zur Buße/Umkehr.
Jesus predigte beides in einem Atemzug (Mk 1,14). Das taten auch die Apostel (Apg 2,38; 8,25). Glaube an das Evangelium und Bekehrung von falschen Göttern zum lebendigen Gott (Apg 14,15) gehören zusammen.
→ Predige ich Evangelium ohne Buße? Oder Buße ohne Evangelium?
4) Im Zentrum des verkündigten Evangeliums stehen die Person und das Werk Jesu Christi.
Das Evangelium ist das „Evangelium von Jesus Christus“ (Apg 5,42; 8,35; 11,20; Röm 1,19; 1Kor 9,12; Gal 1,7; Phil 1,27; 1Thess 3,2 u.a.). Deswegen heißt „Evangelium predigen“ konkret „Christus predigen“ (Apg 8,5; Röm 16,25; 1Kor 1,6; 2Kor 4,5; Phil 1,15). Und zwar den Mensch gewordenen (2Joh 7), gekreuzigten (1Kor 1,23; 2,2), auferstandenen (Apg 17,18), herrlichen (2Kor 4,4) und richtenden (Röm 2,16) Christus.
→ Steht Jesus im Zentrum meiner Verkündigung? Wenn ja, welcher Jesus?
5) Die Verkündigung des Evangeliums richtet sich sowohl an Ungläubige wie auch an Gläubige.
Das Evangelium markiert nicht allein den Startpunkt des christlichen Lebens. Es bildet auch die Grundlage der Gläubigen, an welche sie beständig erinnert werden müssen (1Kor 15,1-2!).
→ Was verkündige ich Christen, wenn es nicht das Evangelium ist?
6) Auch die Auslegung eines alttestamentlichen Textes muss Evangeliumsverkündigung sein, indem sie auf ihre letztendliche Erfüllung in Christus hinweist.
Die Schrift (das AT) zeugt von Christus (Joh 5,39; vgl. Lk 24,27). Das Gesetz und die Propheten werden dabei von Christus nicht aufgelöst, aber erfüllt (Mt 5,17). Das hat zur Folge, dass die Texte in ihrem historischen und heilsgeschichtlichen Kontext ernst genommen und nicht allegorisch verfremdet werden. Die Auslegung aus neutestamentlicher (Evangeliums-) Perspektive heraus kann aber nicht bei dem Text stehen bleiben, sondern muss zu Christus hin führen.
→ Wie verkündige ich vom AT her das Evangelium?
7) Auch in der Verkündigung des Evangeliums wird Gottes Anspruch an uns (ethischer Imperativ) gepredigt. Allerdings nicht als Maßstab, den wir einhalten müssten, um vor Gott gerecht dazustehen.
Er wird gepredigt, um uns in die Arme Christi zu treiben, der ihn an unserer Stelle gehalten hat und somit unsere Gerechtigkeit geworden ist. Und er wird gepredigt, weil das Gesetz nach wie vor heilig, gerecht und gut ist (Röm 7,12). Gott wird uns nicht mehr oder weniger lieben, wenn wir uns nach seinen Vorschriften richten. Aber es ist für uns ein Weg, Gott besser kennenzulernen, und Ausdruck unserer Liebe zu ihm.
→ Inwiefern fördert meine Verkündigung Werkgerechtigkeit?
8) Die Verkündigung des Evangeliums zielt auch auf Gehorsam. Allerdings nicht auf blinden, sklavischen oder „pflichterfüllenden“, sondern auf „Glaubensgehorsam“ (Röm 1,5).
Gehorsam ist kein Mittel, um Gottes Dankbarkeit und seinen Segen zu erwirken (religiöser Ansatz). Christlicher Gehorsam entspringt aus dem dankbaren Glauben an den vollkommenen Segen Gottes, der uns durch Christus bereits zuteil geworden ist (Eph 1,3, Evangeliumsansatz).
→ Wie motiviere ich meine Hörer zum Gehorsam gegenüber Gottes Wort?
9) Die Verkündigung des Evangeliums leistet weder der Gesetzlichkeit (Moralismus) noch dem Liberalismus (Relativismus) Vorschub.
Das Evangelium sagt uns, dass wir nicht durch unsere Werke sondern allein aus Gnade durch Glauben gerettet werden (Röm 3,21+28; Eph 2,8-9; Phil 3,6). Das führt nicht zur Relativierung der Sünde, denn die Güte Gottes leitet uns zur Buße (Röm 2,4) und die Gnade Gottes erzieht uns zu einem gerechten Lebenswandel (Tit 2,11-12).
→ Fördert meine Verkündigung „Wahrheit ohne Gnade“ (Moralismus) oder „Gnade ohne Wahrheit“ (Relativismus)? (vgl. Joh 1,14)
Nils Fastenrath ist Gemeindegründer in Frankfurt am Main.
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