1. Investiere dein Leben in deine Leiter, als wäre das deine einzige Chance – es ist deine einzige Chance!
Jesus war nur kurze Zeit auf dieser Erde, und die Menschenmassen hatten so viele Nöte. Trotzdem handeln von den 550 Versen des Markusevangeliums, die sich mit dem Dienst von Jesus beschäftigen, nur 282 davon, wie Jesus in der Öffentlichkeit wirkt. 268 zeigen seine Arbeit mit den 12 Jüngern[1]. Innerhalb der Gruppe der Zwölf lag seine besondere Aufmerksamkeit auf Jakobus, Petrus und Johannes. Warum hat Jesus so viel Zeit mit ein paar wenigen Jüngern verbracht? Weil er seinen Fokus auf wenige legen musste – um sie vorzubereiten, die vielen zu leiten. Die meisten Pastoren und Leiter haben dieses Prinzip vergessen. Sie verbringen den größten Teil ihrer Zeit mit Predigtvorbereitung. Andere setzen einen Schwerpunkt auf Organisation und Strukturen. Das ist alles wichtig – bringt aber keine neuen Leiter hervor. Für Pastoren und Leiter, die über sich hinaus wachsen wollen, ist die einzige Möglichkeit, dem Muster von Jesus zu folgen.
Was uns fehlt, sind Leiter, die bereit sind, mit Mut und Gottvertrauen das Unmögliche zu glauben und neue Wege zu gehen. Diese Leiter sind nicht einfach da, sie entstehen nicht über Nacht. Wir müssen diese Leiter entdecken, fördern und aussenden. Nur so kann Kirche wachsen und Neues entstehen. Vgl. 2. Tim. 2,2.
Ermutige Menschen, ihr Potenzial zu entdecken und ihre Gaben einzubringen! Gib Leitern Möglichkeiten, zu leiten! Oft trauen wir Menschen zu wenig zu, haben Angst, dass etwas schiefgeht oder machen es aus Zeitmangel schnell selbst. Das ist kurzsichtig. Zukünftige Leiter müssen Erfahrungen machen und Dinge ausprobieren dürfen, die sie sich selber nie zugetraut hätten und die ihnen helfen, als Leiter zu wachsen. Delegiere ihnen nicht nur die Aufgabe, sondern auch die Verantwortung – lass sie leiten! Und gib ihnen dein Vertrauen. Neue Leiter brauchen das Vertrauen ihrer Leiter, sonst werden sie aus Angst vor Versagen nur die Dinge tun, die sicher klappen. Entwickle eine Feedbackkultur! Damit Leiter ihr Potenzial entfalten, brauchen sie Coaching und ehrliches Feedback. Habe den Mut, auch kritische Dinge anzusprechen. Gib Gelegenheiten, über Herausforderungen im persönlichen Leben und im Dienst zu sprechen. Hilf ihnen, nächste Schritte zu gehen.
Als Pastor verbringe ich über 50% meiner Zeit mit meinen Leitern, um ihnen zu helfen, besser zu werden in dem, was sie tun. Wenn wir nicht bereit sind, Leiter auszubilden, haben wir es auch nicht verdient, dass Gott uns fitte Leiter schickt!
2. Entscheidend ist ein gutes Team!
Gemeindegründung ist Teamwork! Dabei geht es weniger um die Unterstützung meiner Idee. Sondern um eine Vielzahl von Ideen, Gaben und Potenzialen eines Teams, die zusammen wirklich etwas verändern können.
Deshalb ist es für den Start einer neuen Gemeinde enorm wichtig, ein gutes Team zu haben. Als Leiter baue ich mir mein Team auf. Oft haben nur wenige den Mut und den Glauben, ihr Leben in etwas zu investieren, was man noch nicht sieht. Immer wieder erleben wir, dass Gott Menschen aus unterschiedlichsten Hintergründen und Prägungen beruft. Meine Aufgabe als Leiter ist es, diese Leute gabenorientiert einzusetzen und aus Einzelkämpfern ein Team zu formen, das gleiche Werte lebt und in eine gemeinsame Richtung unterwegs ist.
Ein gutes Team sollte so aufgestellt sein, dass es die wichtigsten Teilbereiche einer Gemeinde abdeckt. Dazu gehören der Gottesdienst, die Kleingruppen, Evangelisation, Lobpreis, Kinderkirche, Mitarbeiterförderung, Finanzen und Media. Es kann sein, dass am Beginn ein Leiter mehrere Bereiche übernimmt, sich dann aber möglichst schnell durch Förderung neuer Leiter auf seinen Kernbereich fokussiert.
3. Multiplikation steht im Fokus!
Wir sind eine Gemeinde, die Gemeinden gründet, die wiederum Gemeinden gründen… Es muss von Beginn an klar sein, dass es nicht um 1 neue Gemeinde in einer Stadt geht. Wir glauben an mehr. Wir glauben, dass Gott unser Land neu erreichen möchte mit dem Evangelium. Er wird es tun durch Gemeinden, die Gemeinden gründen. Weil das das Prinzip der Bibel ist. Paulus geht in die größeren Städte des Römischen Reiches, gründet dort starke Gemeinden und gibt ihnen die Vision, wiederum ihr Umfeld zu erreichen. Timothy Keller schreibt dazu: „Aktives, kontinuierliches Gründen von neuen Gemeinden ist die mit Abstand beste und wichtigste Strategie um 1. das zahlenmäßige Wachstum im Leib Christi in jeder Stadt und 2. die konstante, gemeinsame Erneuerung und Erweckung von bereits existenten Gemeinden einer Stadt zu sichern. Nichts anderes – weder Großevan-gelisationen, noch Missionsprogramme, noch christliche Werke, noch wachsende Mega-Churches, noch Gemeindeberatung, noch Methoden für Gemeinde-erneuerungsprozesse – wird den gleichen dauerhaften Eindruck hinterlassen wie dynamisches, großflächig angelegtes Gründen von neuen Gemeinden.“[2]
Multiplikation beginnt dort, wo ich mich in eine andere Person investiere, um sie so zu fördern, dass sie wächst und sich selbst wieder in andere investiert. Das ist Jüngerschaft. Ich investiere mein Leben in Jünger-Macher. Auf der nächsten Ebene bedeutet das aber auch, dass sich Gruppen multiplizieren. Unser Ziel ist, das sich jede Kleingruppe einmal pro Jahr multipliziert, um Raum zu schaffen, dass neue Menschen Teil einer Kleingruppe werden können. Und es bedeutet, dass wir uns als gesamte Kirche multiplizieren.
4. Die Vision muss leben!
Oft ist uns nicht klar, warum und wozu wir als Gemeinde überhaupt existieren. Wir wissen, was wir tun sollen und einige wissen auch, wie wir es tun wollen. Aber kaum jemand weiß, warum wir tun, was wir tun. Wozu leben wir? Warum gibt es uns und wozu stehen wir morgens auf? Was wird unser Einsatz bewirken und was möchte Gott durch uns tun? Menschen wollen das wissen! Ich glaube, dass jeder Mensch eine Vision für sein Leben braucht. Wir wollen unser Leben lohnenswert investieren. Kirche kann diese Vision geben. Das Reich Gottes ist es wert, alles zu geben. Weil Gott durch uns Menschen rettet und seine Kirche baut.
Wenn diese Vision nicht wach gehalten und permanent und begeisternd verkündigt wird, schläft sie ein. Wird verbogen. Geht verloren. Unwichtige Dinge werden wichtig. Mit der Vision stirbt die Bereitschaft der Leute, sich einzusetzen und alles zu geben.
„Menschen folgen Jesus leidenschaftlich nach, wachsen tiefer in ihrem Gottvertrauen und verändern mutig die Welt.“ Das ist unsere Vision. Das ist der Grund, warum wir Stadtlicht gegründet haben. Wir nutzen jede Gelegenheit, zu erklären, warum wir etwas tun. Jedes Treffen hat einen Sinn. Alles, was wir tun, hat einen Grund. Als Kirche haben wir eine klare Vision. Zu wissen, was unsere Vision ist, hilft uns dabei, zu entscheiden, was wir machen und was nicht.
5. Systeme sind wichtig!
Gemeinde braucht Strukturen, die Wachstum ermöglichen. Sie ist ein Organismus, sie ist aber auch eine Organisation, die strukturiert werden muss. Oft sind Gemeinden entweder überorganisiert oder chaotisch. Beides verhindert Wachstum. In den letzten drei Jahren sind wir als Kirche permanent gewachsen und mussten immer wieder neue Strukturen finden. Wir haben uns damit beschäftigt: Wie läuft unsere Kommunikation? Wer ist für wen verantwortlich? Wann müssen wir eine neue Verantwortungsebene schaffen, damit nicht zu viele Aufgaben und zu große Verantwortung an zu wenigen Leitern hängen?
Wenn wir als Kirche in starren und einmal gefestigten Strukturen bleiben, ermöglichen wir Wachstum immer nur bis zu dem Punkt, für den unsere Strukturen ausgelegt sind. Wollen wir Wachstum fördern, braucht es neue Strukturen. Primär bedeutet das, dass kleine Gemeinden sehr gut mit einer Leiter-Team-Struktur auskommen. Wächst die Gemeinde, so müssen Zwischenebenen eingeschoben und Bereichsleiter eingesetzt werden. Als Leiter leite ich dann nicht mehr jeden Bereich bzw. jedes Team, sondern die Leiter der Bereiche, die wiederum ihre Teamleiter leiten. Bin ich als Leiter nicht bereit, loszulassen und zu delegieren, können solche Strukturen nicht entstehen.
Wir brauchen also flexible Systeme, z.B. für Kommunikation, Verantwortungsebenen, Entscheidungsprozesse, Integration in die Gemeinde, Mitarbeiterförderung, Leiterentwicklung, Fundraising.
Eine Gemeinde wächst nicht durch Strukturen, sondern durch Gottes Kraft. Aber geeignete Strukturen sind unverzichtbar, um Wachstum zu ermöglichen und aufzufangen.
Henry Dittrich
Leiter von Stadtlicht.Kirche für Zwickau. Die Gemeindegründung hat 2014 mit 14 Personen im Startteam begonnen und ist in den letzten 4 Jahren auf fast 300 Gottesdienstbesucher gewachsen. Diese Entwicklung von Stadtlicht war und ist mit Herausforderungen und Krisen und gleichzeitig mit tollen Erlebnissen verbunden.
[1] Jim Egli und Paul M. Zehr, Alternative Models of Mennonite Pastoral Formation (Elkhart, IN: Institute of Mennonite Studies, 1992), S. 43
[2] Keller, T.; Handbuch zur urbanen Gemeindegründung; puls medien S. 38
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